Mate

Yerba-Mate, der Aufguss aus den Blättern des südamerikanischen Strauchs Ilex paraguariensis, hat sich in den letzten Jahren auch außerhalb von Brasilien, Argentinien und Paraguay als koffeinhaltiges Genuss- und Gesundheitsgetränk etabliert. Während der traditionelle Konsum kulturell tief verwurzelt ist, wächst das wissenschaftliche Interesse an den bioaktiven Inhaltsstoffen und deren potenziellen gesundheitlichen Wirkungen stetig.


1. Inhaltsstoffe von Yerba-Mate

Yerba-Mate enthält eine komplexe Mischung aus bioaktiven Substanzen, darunter:

SubstanzklasseBeispieleWirkung
MethylxanthineKoffein, Theobromin, TheophyllinZNS-Stimulation, gesteigerte Wachheit
PolyphenoleChlorogensäure, Rutin, QuercetinAntioxidative und antientzündliche Effekte
SaponineMate-Saponine (z. B. ursolsäurehaltige)Immunmodulation, cholesterinsenkend
Vitamine und MineralstoffeB1, B2, C, Zink, KaliumUnterstützen den Stoffwechsel

Quelle: Heck & de Mejia (2007), Journal of Food Science; Bracesco et al. (2011), Biological Research


2. Kardiovaskuläre Effekte

Studien zeigen, dass Yerba-Mate positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System haben kann:

  • Lipidsenkung: In einer randomisierten Studie senkte der Konsum von 330 ml Mate-Tee dreimal täglich über 40 Tage signifikant den LDL-Cholesterin-Spiegel bei Hyperlipidämie-Patienten.→ Kang et al., Journal of Agricultural and Food Chemistry (2012)
  • Blutdruck: Bei gesunden Personen sind keine blutdrucksteigernden Effekte durch Mate nachgewiesen, im Gegensatz zu reinem Koffein. Bei Hypertonikern ist jedoch Vorsicht geboten.Bei gesunden Personen wurde bisher nicht nachgewiesen, dass Mate den Blutdruck so stark ansteigen lässt wie reines Koffein (z. B. aus Kaffee oder Energy Drinks). Das bedeutet: Wer keinen Bluthochdruck hat, muss sich in der Regel keine Sorgen machen, dass Mate-Tee den Blutdruck gefährlich erhöht.
  • Bei Menschen mit bereits bestehendem Bluthochdruck (Hypertonie) ist jedoch Vorsicht geboten. Hier kann Mate – ähnlich wie andere koffeinhaltige Getränke – den Blutdruck zusätzlich belasten, auch wenn die Wirkung schwächer sein kann als bei purem Koffein.
  • Endothelfunktion: Polyphenole aus Yerba-Mate können die NO-Produktion stimulieren und die Gefäßelastizität verbessern (Gugliucci, 2009). Das bedeutet die enthaltenen Polyphenole aus Yerba-Mate können die Bildung von Stickstoffmonoxid (NO) in den Blutgefäßen anregen. Stickstoffmonoxid ist ein körpereigener Botenstoff, der die Gefäße entspannt und ihre Elastizität verbessert. Dadurch können sich die Blutgefäße leichter weiten, was die Durchblutung unterstützt und den Blutdruck günstig beeinflussen kann 

3. Antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften

Yerba-Mate weist eine hohe antioxidative Kapazität auf (ORAC-Wert vergleichbar mit grünem Tee):

  • Polyphenole, insbesondere Chlorogensäure, hemmen lipidperoxidative Prozesse und schützen Lipoproteine vor oxidativem Stress. Polyphenole – vor allem die Chlorogensäure, die reichlich in Yerba-Mate vorkommt – wirken wie kleine Schutzschilder gegen sogenannte oxidative Prozesse. Dabei handelt es sich um chemische Reaktionen, bei denen Sauerstoffmoleküle Fette („Lipide“) in den Körperzellen oder im Blut angreifen. Dieser Angriff heißt Lipidperoxidation.
  • Wenn das passiert, können auch Lipoproteine (das sind die „Transportteilchen“ für Fette im Blut, z. B. LDL) geschädigt werden. Oxidativ veränderte Lipoproteine gelten als Risikofaktor für die Entstehung von Arteriosklerose (Gefäßverkalkung).
  • Polyphenole wie Chlorogensäure bremsen diesen Prozess und tragen dazu bei, die Lipoproteine stabil zu halten und das Herz-Kreislauf-System zu schützen.
  • In vitro zeigte Mate-Extrakt hemmende Effekte auf COX-2 und iNOS, die für chronisch-entzündliche Prozesse relevant sind.→ Bixby et al., Journal of Food Science (2005) Das bedeutet: Bestimmte Inhaltsstoffe aus Mate können Enzyme bremsen, die im Körper an der Bildung von Entzündungsstoffen beteiligt sind. Dadurch könnte Mate langfristig entzündungshemmend wirken – ähnlich wie es auch bei einigen Schmerz- und Rheumamedikamenten der Fall ist, jedoch in deutlich schwächerer Form.

4. Stoffwechsel und Körpergewicht

Ein wiederholt untersuchter Anwendungsbereich ist die mögliche Unterstützung beim Gewichtsmanagement:

  • Appetitzügler: Koffein und Saponine fördern die Lipolyse und vermindern möglicherweise das Hungergefühl.
  • Thermogenese: Studien zeigen eine erhöhte Ruhe-Energieausgabe nach Mate-Konsum.→ Martinet et al., Phytomedicine (1999)
  • Kombinationspräparate mit Mate, Guarana und Damiana zeigten in RCTs eine signifikante Reduktion von Körpergewicht und Taillenumfang über 45 Tage.→ Andersen & Fogh, Journal of Human Nutrition and Dietetics (2001)

5. Neuroprotektive und kognitive Effekte

  • Mate wirkt über Koffein stimulierend auf das zentrale Nervensystem, verbessert Reaktionszeit und Konzentration.
  • In präklinischen Modellen wurden protektive Effekte auf dopaminerge Neuronen und eine mögliche Reduktion von β-Amyloid-Ablagerungen gezeigt.→ da Silva et al., Brain Research Bulletin (2014)
    In Labor- und Tierstudien (präklinische Modelle) zeigte sich außerdem, dass Inhaltsstoffe aus Mate die Nervenzellen schützen können, die mit dem Botenstoff Dopamin arbeiten. Diese Nervenzellen sind unter anderem wichtig für Bewegung und Motivation. Zusätzlich gibt es Hinweise, dass Mate die Bildung von β-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn reduzieren könnte – solche Ablagerungen spielen eine Rolle bei Alzheimer-Erkrankungen.

6. Potenzielle Risiken und Kontraindikationen

Trotz der vielen positiven Befunde sind auch potenzielle Risiken zu beachten:

  • Karzinogene bei heißem Konsum: Mate, besonders wenn sehr heiß konsumiert, steht mit einem erhöhten Risiko für Ösophaguskarzinome in Verbindung – jedoch eher wegen thermischer Reizung und enthaltenen PAHs (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) bei geräuchertem Mate.→ IARC Monographs, WHO (2020)

Heißer Konsum und mögliche Karzinogene Wirkung in der kritischen Betrachtung

Zunächst einmal muss man wissen, dass nahezu alle Studien zur potenziell krebserregenden Wirkung in Südamerika durchgeführt wurden – nirgendwo sonst wird so viel Mate-Tee getrunken wie dort. In diesen Bevölkerungsgruppen wird vermutlich zusätzlich mehr Tabak geraucht, mehr Alkohol konsumiert und der Tee – wie auch im arabischen Raum – traditionell sehr heiß, vermutlich über 65 °C, getrunken. Diese Faktoren verfälschen möglicherweise die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf die europäische Bevölkerung.

Abhilfe ist jedoch einfach möglich: Der Aufguss sollte mit Wasser zubereitet werden, das maximal 75 °C hat. Nach dem Eingießen kühlt der Tee, insbesondere beim Trinken durch den Metalltrinkhalm (Bombilla), rasch ab. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann die Temperatur auch mit einem Thermometer überprüfen. Außerdem lässt sich die Aufnahme polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe vermeiden, indem man auf rauchfrei getrockneten Mate-Teezurückgreift, den es in vielen Sorten zu kaufen gibt.

  • Koffeinempfindlichkeit: Personen mit Hypertonie, Schwangerschaft, Schlafstörungen oder erhöhter Reizbarkeit sollten vorsichtig dosieren.
  • Wechselwirkungen: Möglich mit MAO-Hemmern, Antihypertensiva und Beruhigungsmitteln (wegen synergistischer Wirkungen).

Fazit

Yerba-Mate ist mehr als nur ein koffeinhaltiger Muntermacher. Die Substanzklasse der Polyphenole, Methylxanthine und Saponine liefert ein interessantes gesundheitliches Wirkprofil mit potenziellen Effekten auf Herz-Kreislauf, Stoffwechsel und antioxidative Balance. Dennoch ist ein maßvoller Konsum zu empfehlen, insbesondere hinsichtlich Temperatur und Zubereitungsart.

Empfohlene Dosis: 1–3 Tassen täglich (250–750 ml), nicht kochend, idealerweise mit schonend getrocknetem Mate.

Man sollte eine Trinktemperatur von 60 Grad nicht überschreiten, ebenso wie bei anderen Teesorten, da sich hier in Beobachtungen Schleimhautschäden der Speiseröhre zeigten.


Quellen (Auswahl)

  1. Heck & de Mejia (2007). Yerba Mate Tea (Ilex paraguariensis): A Comprehensive Review on Chemistry, Health Implications, and Technological Considerations. J Food Sci, 72(9).
  2. Bracesco et al. (2011). Recent advances on Ilex paraguariensis research: minireview. Biol Res, 44(1):75–82.
  3. Kang et al. (2012). Yerba mate promotes hypocholesterolemic effects in human subjects. J Agric Food Chem, 60(25).
  4. Andersen T, Fogh J (2001). Weight loss and delayed gastric emptying following a South American herbal preparation. J Hum Nutr Diet, 14(3).
  5. IARC (2020). Drinking very hot beverages, Monograph Vol. 116. WHO.

Mate-Tee und Zubehör kaufen kann man beispielsweise hier:

https://www.matemundo.de

https://www.mate-tee.de

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