Sie haben schon seit längerer Zeit Probleme in Ihrem Kniegelenk, haben einen Arzt besucht und bekommen die Empfehlung, sich eine Prothese einbauen zu lassen? Wenn das auf Sie zutrifft, hoffe ich dass Ihnen der folgende Artikel etwas Klarheit verschafft.

Ist eine Operation wirklich die letzte Möglichkeit?

Wie so oft gibt es Fälle in denen eine Gelenkschädigung so weit fortgeschritten ist, dass eine Prothese die letzte Möglichkeit darstellt. Diese Fälle sind allerdings sehr selten. Vielmehr gibt es einige Kriterien, die dagegen sprechen können zu einem gewissen Zeitpunkt eine TEP (Totale Endoprothese) einzubauen.

  1. Bewegungsausmaß

Wie gut ist Ihre Beuge- und Streckfähigkeit? Ist Ihr Kniegelenk über 100° beugefähig?

2. Schmerzen und Leidensdruck

Haben Sie belastungsabhängige Schmerzen, die bei Ruhe fast ganz verschwinden, aber vorerst stärker auftreten nachdem Sie lange gesessen sind?

3. Schmerzen und Bewegung

Haben Sie das Gefühl, dass Fahrradfahren und manchmal sogar Spazierengehen die Beschwerden eher verbessern?

Es gibt noch mehr Faktoren, aber wenn diese 3 Punkte auf Sie zutreffen und Sie diese Fragen mit JA beantworten können, dann denken Sie bitte daran dass eine Operation vielleicht noch gar nicht erforderlich ist.

Es gibt sogar noch mehrere Gesichtspunkte die man in die Entscheidung OP – ja/nein einbeziehen muss. Diese wären:

  • Alter
  • Anforderungsprofil der Belastung im Alltag
  • Anforderungsprofil der Belastung im Beruf
  • Nebenerkrankungen
  • Vorangegangene Erkrankungen und/oder Einschränkungen des Körpers
  • Allergien/Unverträglichkeiten
  • Ausreichend lange, konsequent durchgeführte konservative Therapie
  • Lebensstil

Sie sehen – eine Operationsentscheidung ist und bleibt eine individuelle Entscheidung. Es gibt keine Standardrezepte, denn jeder Mensch ist einzigartig.

Ich bin bereits operiert und habe eine TEP bekommen.

Selbst wenn Sie eine Knieprothese bekommen haben, bedeutet das nicht das Ende konservativen Vorgehens – jetzt geht es erst los!

Ihre Prothese soll nun adäquat “einwachsen” und die Region um die Prothese muss, so zügig wie möglich, darauf vorbereitet werden, Alltagsbelastungen zu tolerieren.

Soll das operierte Knie im Alltag wieder funktionieren muss es mit den Anforderungen konfrontiert werden. Eine Therapie in der nur Weichteiltherapien oder Massagetechniken erfolgen, wird Ihnen wenig bis nichts in Hinsicht auf eine nachhaltige gesteigerte Lebensqualität bringen.

Ich habe zum aktuellen Stand der Knieprothesen-Nachbehandlung eine von Wissenschaftlern herausgebrachte Leitlinie aus dem Jahr 2020 vorliegen, deren Inhalt ich Ihnen hier einmal vorstellen möchte.

Welche Maßnahmen sind in Zusammenhang mit einer Knie-TEP – Operation am wichtigsten und wurden stark empfohlen:

  1. Training von motorischen Funktionen, Symmetrischer Belastung beim Gehen und von Gleichgewichtsfunktionen
  2. Widerstandsübungen und Krafttraining
  3. Moderates Kühlen (in den ersten 3-5 Tagen postoperativ)
  4. Ein Trainingsprogramm muss bereits VOR der Knieoperation begonnen haben

Jette, D., Hunter, S., Burkett, L., Langham, B., Logerstedt, D., & Piuzzi, N. et al. (2020). Physical Therapist Management of Total Knee Arthroplasty. Physical Therapy.

Die physiotherapeutische Behandlung unter Beachtung der oben angegebenen Punkten soll innerhalb der ersten 24 Std. nach Operation beginnen.

Bei Fragen zu diesem Thema, melden Sie sich doch jederzeit bei uns. Wir helfen Ihnen gerne weiter.

Vielen Dank fürs Lesen,

Ihr Thomas Nickl

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